Praxis für alternative Schmerztherapie


Steffen Winkler - Heilpraktiker und Hypnocoach

Wie bin ich zu meiner Praxis gekommen...

Ein Erfahrungsbericht...

Ich bin Jahrgang 1972 und seit 17 Jahren in der Medizin tätig.
Über die berufliche Tätigkeit im Rettungsdient und bei der Bundeswehr, bei der ich zuletzt Sanitätsfeldwebel bei der Deutschen Marine war, bin ich aus dem Interesse der Weiterentwicklung heraus auf die Idee gekommen, Heilpraktiker zu werden. Nach einer gründlichen Recherche über das gesetzliche Berufsbild des Heilpraktikers wurde mir klar, der HP ist Arzt ohne Arzt zu sein. Dieser Verantwortung wollte ich mich stellen.

Ich habe von 2011 bis 2013 die Prüfungsvorbereitung zur Überprüfung für Heilpraktiker am Naturheilinstitut Hameln, unter der Leitung von Fr. Suttmann, besucht. Die VHS Hameln Pyrmont ist der organisatorische Partner des Naturheilinstituts, insofern kann ich sagen, ich habe meinen HP an der VHS gemacht. Die Vorbereitung ist sehr intensiv und auf hohem Niveau. Auch ohne medizinische Vorkenntnisse wird der Unterricht verständlich und ohne Dogmen oder Vorurteile vermittelt.
Während der Prüfungsvorbereitung zum Heilpraktiker wurde ich von den Notärzten, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite, sehr gefordert und dadurch gefördert. Es galt der Tenor „wenn du Heilpraktiker bist, dann bist du Arzt ohne den Titel zu haben, aber deine Patienten haben dasselbe Recht auf eine richtige Behandlung“. An diese Maxime und den daraus resultierenden Anspruch halte ich mich bis heute und gebe ihn inzwischen auch an meine Schüler weiter.

Meine Überprüfung habe ich dann im Oktober/Dezember 2014 in Hannover aufs erste Mal bestanden.
Nach der Erteilung der Heilerlaubnis habe ich angefangen, mich weiter fortzubilden und mich in Richtung Schmerztherapie zu spezialisieren.
Da ich aus dem Rettungsdienst komme und es immer gewohnt war nach S2 oder S3 Leitlinien zu arbeiten, war es für mich naheliegend, mich an diesen zu orientieren. Naturheilkunde und Naturheilverfahren oder eine Komplementäre Medizin ist ein festetablierter Bestandteil der Leitlinien zur Schmerztherapie. Bisher konnte ich bei jedem Patienten die dort getroffenen Aussagen bestätigen.
Ich bin ein Verfechter von Naturheilkunde mit wissenschaftlichem Fundament und lehne dubiose Verfahren wie Bioresonanz, Bioscan, Kinesiologie oder Homöopathie und andere „energetische“ Methoden ohne jeglichen klinischen Wirksamkeitsnachweis ab. Ich sehe in diesem Bereich die Ursache des „Shitstorms“ der immer wieder auf uns Heilpraktiker hereinprasselt.
Mit dieser Entscheidung bin ich sehr gut gefahren, denn meine Patienten kommen zu mir, weil sie mehr brauchen als Aufmerksamkeit und liebe Worte.
Ich sehe mich als Ergänzung zum kassenfinanzierten Gesundheitssystem und als Bereicherung für die Betreuung von Schmerzpatienten. Es gibt in Deutschland ca. 23 Millionen Schmerzpatienten, davon 3,4 Millionen mit schweren chronischen Schmerzen, aber nur ca. 1.173 ambulant tätige Schmerztherapeuten, Ärzte und Heilpraktiker.
Interessanterweise reagieren einige Kollegen „allergisch“ auf meine Einstellung und mit fast religiösem Eifer wird versucht, mir zu schaden. Das ging von der Bezeichnung als „Sklave der Pharmaindustrie“ oder „Nestbeschmutzer“ bis zu Negativbewertungen meiner Praxis von wildfremden Leuten, deren Weltbild ich angekratzt habe, jedoch niemals in meiner Praxis gegenüberstand.
Ich schließe mich da den großen deutschen Namen in der Naturheilkunde, wie Prof Michalsen vom Imanuel Krankenhaus in Berlin oder Prof G. Dobos aus Essen und anderen, an. Deren Arbeit hat den Stellenwert der Naturheilkunde deutlich verändert und in der allgemeinen Akzeptanz gesteigert.

Wie bin ich zu meiner Praxis gekommen?
Zuerst wollte ich eine reine Praxis auf Hausbesuchsbasis eröffnen, was jedoch vom örtlichen Gesundheitsamt abgelehnt wurde. Daraufhin sprang mein Physiotherapeut in die Bresche und bot mir Räumlichkeiten für eine Praxis an. Dort konnte ich dann am 01.01.2016 meine eigene Praxis eröffnen. Die Anmeldung beim Gesundheitsamt verlief problemlos und war innerhalb einer Woche erledigt.
Für die anfängliche Startfinanzierung ließ ich mich von meiner Hausbank beraten. Voraussetzung für die Prüfung und der anschließenden Bewilligung einer Finanzierung waren die Vorlage eines Businessplans sowie klare Analysen und Zielsetzungen. Wenngleich ich dies zunächst als Hürde wahrnahm, war es am Ende auch eine große Hilfe.
Zwischenzeitlich habe ich auch einen sehr verständnisvollen Steuerberater gefunden, der mich einmal im Jahr betreut.
Natürlich haben mich auch meine Frau, Freunde und Kollegen auf dem Weg zur eigenen Praxis unterstützt.
Mein Vermieter, Frederic Vehling von der Praxis „Händisch – für Osteopathie und Physiotherapie“, ist gleichzeitig mein Physiotherapeut und Osteopath. Da wir grundlegend dem gleichen Ansinnen nachkommen, jedoch unterschiedliche Arbeitsfelder betreuen, ergänzen wir uns hervorragend. Von dieser engen Zusammenarbeit profitieren unsere Patienten in besonderem Maße.

Meine Praxis, das bin zurzeit nur ich und meine „Onlinefee“ Nelly Polychronidis. Da sie auch einen sehr fundierten medizinischen Hintergrund hat, hätte ich es gar nicht besser treffen können.
Als Heilpraktiker bin ich Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie und Mitglied im Deutschen Hypnose Verband.
Noch kann ich meine Praxis nicht in Vollzeit führen, nach zweieinhalb Jahren ist das noch zu früh. Die Entwicklung zeigt aber einen steten Aufwärtstrend und es bleibt abzuwarten, wie dieser sich weiterentwickelt. Über den Punkt eines reinen Hobbies oder, wie das Finanzamt sagt „der Liebhaberei“, bin ich lange hinaus und arbeite kostendeckend.
Werbung ist immer so eine Sache. Gerade am Anfang lohnt es sich auf kostenlose Angebote wie Facebook oder Google+ zurückzugreifen oder ein günstiges Angebot eines Homepage Anbieters zu nutzen. Flyer sind oftmals nur teures Altpapier und wandern ungelesen in den Müll. Am wichtigsten sind Erfolge, die sich herumsprechen und manchmal kommt man zum ersten Patienten wie die Jungfrau zum Kind. Mit dem ersten zufriedenen Patienten ist dann auch der Grundstein für einen guten Ruf und natürlich für gute Empfehlungen in den persönlichen Umfeldern der Patienten gelegt.
Rabattaktionen oder Sonderangebote halte ich für unseriös und sind in den meisten Fällen durch das HWG auch verboten. Von solchen distanziere ich mich ausdrücklich.

Meine Therapien lassen sich mit dem Begriff der multimodalen Schmerztherapie zusammenfassen und gehen von Akupunktur bis Psychotherapie. Auf den ersten Blick mag das sehr breit erscheinen, hier möchte ich jedoch darauf hinweisen, dass ich mich mit diesem Spektrum ausschließlich im Bereich der Schmerztherapie bewege, welche wiederrum nur einen kleinen Teil der Medizin ausmacht.

Ich betrachte meine Behandlungsmethoden nicht isoliert, sondern kombiniere immer wieder verschiedenen Ansätze, so wie Akupunktur und Hypnose, Hypnose und Psychotherapie, um für meine Patienten das bestmögliche Outcome zu ermöglichen.
Wie bei jeder Behandlung steht am Anfang eine Diagnose, dazu braucht es ein umfangreiches Anamnesegespräch, denn oftmals ist das offensichtliche nicht die Ursache, aber genau die möchte ich gerne behandeln. Unterstützt wird das von bildgebenden Verfahren (CT, MRT, Röntgen) und den klassischen orthopädischen und neurologischen Tests. Der Weg sieht dann so aus, dass die Schmerzfreiheit am Anfang steht und die aktuellen Schmerzen bekämpft werden, darauf aufbauend wird sich zu der Ursache vorgearbeitet. Sollte die Ursache der Schmerzerkrankung nicht behandelbar sein, versuche ich in Zusammenarbeit mit dem Patienten, das Intervall der Schmerzattacken zu verlängern oder auch in die Richtung der Schmerzakzeptanz zu arbeiten.
Des Weiteren bin ich noch als freier Dozent für die Firma „Im Notfall sicher“ und natürlich auch als Coach und Ausbilder für werdende Heilpraktiker tätig. Aus meiner jahrelangen Ausbildertätigkeit im Rettungsdienst und in der Erwachsenenbildung bringe ich ein breites Erfahrungsspektrum mit, von dem meine Schüler profitieren. In den letzten drei Jahren konnte ich drei Schüler erfolgreich begleiten und eine davon hat inzwischen ebenfalls ihre eigene Praxis eröffnet.
Darüber hinaus war ich am letzten Kurs zur Prüfungsvorbereitung für Heilpraktiker an der VHS Hameln Pyrmont beteiligt.

Ausblick:
In meiner Praxis stehen im nächsten Jahr einige Investitionen an: so will ich meine Praxis vergrößern und meinen Behandlungsmethoden Biofeedback/ Neurofeedback, zwei anerkannte Therapieverfahren in der Behandlung von Kopfschmerzen und psychosomatischen Erkrankungen, hinzufügen. Auch in der Gesundheitsprävention möchte ich verstärkt tätig werden; so möchte ich das Burnout Coaching ausbauen und im betrieblichen/ behördlichen Gesundheitsmanagment tätig werden. Denn ich denke, man braucht nicht erst die Krankheit um sich um sich zu kümmern.
Fazit:
Auch wenn ich oft genug von Zweifeln geplagt war, ob das alles zu schaffen ist, habe ich im Rückblick alles richtig gemacht. Die ersten Jahre sind hart, aber nicht aufgeben! Es lohnt sich!
Der Weg, den ich beschritten habe, war für mich der einzig richtige und ich erlebe im Praxisalltag, dass dieser Weg durch meine Patienten und ärztliche Kollegen unterstützt und vor allem geschätzt wird. Es geht darum kranken Menschen zu helfen und ihnen bei einem Wiedereintritt in ein gesundes Lebensumfeld zur Seite zu stehen.


veröffentlicht in der Ausgabe 08/2018 "Naturheilpraxis"; http://www.naturheilpraxis.de/nh/

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